Die Liebe zu Klassik-Fahrzeugen ist ungebrochen

Trotz abflauenden „Garagengold“-Booms  ist die Begeisterung und Faszination an Oldtimer-Fahrzeugen ungebrochen. Sie sind  wieder das was sie einmal waren: ein fahrendes Kultobjekt, raus aus den Garagen, zurück auf die Straße. Den klaren Beweis führt die Retro Classics in Stuttgart und zeigt auf 140.000 m² über 4.000 Fahrzeuge in zehn Hallen.

 

Stuttgart. Auf deutschen Straßen herrscht ein ausgeprägtes automobiles Geschichtsbewusstsein: Aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zufolge haben rund 675 000 aller derzeit zugelassenen Pkw mindestens dreißig Jahre auf der Haube und selbst das Durchschnittsalter nähert sich langsam aber stetig der Zehn. Einen Klassiker zu fahren, ist schick. Nach zum Teil unrealistischen Preissteigerungen während des „Garagengold“-Booms hat sich der Markt inzwischen wieder beruhigt. Das klassische Automobil kehrt als fahrendes Kulturgut dahin zurück, wo es hingehört, nämlich auf die Straße. Dort sind immer mehr jüngere Klassiker unterwegs, die trotz steigender Komfort- und Sicherheitsansprüche dauerhaft in Betrieb geblieben sind.

 

Das jüngste Oldtimer-Baujahr liegt „gefühlt“ noch nicht allzu weit zurück: 1988 wurde verbleites Normalbenzin verboten, der Deutsche Aktienindex DAX eingeführt und in den USA versehentlich der erste Computerwurm ins Internet gebracht. Unter den „alten Bekannten“, die 2018 dreißig werden und damit offiziell das Oldtimeralter erreichen, finden sich technisch ausgereifte Fahrzeuge wie der Audi V8, der VW Passat B3 oder der BMW 5er E34. 

 

Und auch sonst gibt es dieses Jahr einiges zu feiern: Porsche wird 70 Jahre alt, der „Strich acht“ von Mercedes feiert seinen Fünfzigsten und auch das französische Kultauto schlechthin, der 2CV, feiert seinen 70. Geburtstag. Bereits 1934 war der Auftrag von Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger an seinen Konstrukteur André Lefèbvre eindeutig definiert: „Entwerfen Sie einen minimalistischen Kleinwagen, der Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll er selbst schlechteste Wegstrecken bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, dass selbst eine ungeübte Fahrerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Er muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das Auto billig sein, doch dafür kommt es auf das Aussehen überhaupt nicht an.“ Am 7. Oktober 1948 war es dann soweit: Citroën enthüllte auf dem Pariser Autosalon seinen ersten 2CV  mit einem luftgekühlten Motor. Nachdem das Fahrzeug enthüllt worden war, schrieb die satirische Wochenzeitung Le Canard enchaîné: „Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen.“ Heutzutage sieht das Lastenheft eines Fahrzeugkonstrukteurs wohl etwas anders aus.

 

Stuttgart - das Mekka der Automobilindustrie - macht aktuell seinem Namen alle Ehre und steht im Mittelpunkt der wohl emotionalsten Technologie, dem Auto, seit der Erfindung des Rades, Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus.