Die 26. Ennstal-Classic feierte Premiere auf dem Salzburgring

Wunderbares Wetter überstrahlte die große Begeisterung von geschätzten 100.000 Zuschauern an der Strecke der 26. Ennstal-Classic, der Salzburgring feierte eine viel beachtete Premiere im Prolog-Roadbook der Teilnehmer und der Überraschungssieger vom letzten Jahr, das Vater-Sohn-Gespann Florian und Alexander Deopito konnte sich trotz neuer Streckenführung zum zweiten Mal in die Siegerliste eintragen. 


238 Starter aus 17 Nationen und 52 verschiedene Marken starteten zur 26. Ausgabe der Ennstal-Classic, doch nur einer konnte gewinnen: es waren wie im Vorjahr die Deopitos mit der Startnummer 93 auf einem Volvo 122 S, Baujahr 1958. „Wir haben ein irrsinnig spannendes Rennen bis zuletzt genossen“, so die strahlenden Sieger bei der Preisverleihung am Ende der Rallye. „Sicherlich braucht es etwas Glück, um ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, doch mit unserer guten und intensiven Vorbereitung haben wir schließlich gewonnen“! Schafften die beiden im vergangenem Jahr noch die Überraschung, in einem Vorkriegswagen Lagonda LG 6 Le Mans Special aus dem Jahr 1938 mit nur 45 Punkten Vorsprung zu siegen, mussten man sie dieses Jahr schon eher auf der Sieger-Rechnung haben. Tatsächlich dominierten sie mit ihrem - gegenüber dem letzten Jahr - 20 Jahre jüngeren Volvo 122 S von Anfang an die Rallye und fuhren mit 420 Punkten über die drei Tage einen klaren Vorsprung heraus. Nichts konnte die Deopitos aufhalten. Weder die neue Streckenführung beim Prolog am Donnerstag, noch ihre Teilnahme mit einem gänzlich anderen Fahrzeug, im Vergleich zum Vorjahr. Eine Leistung, die in etwa vergleichbar ist mit einem Springreiter, der im zweiten Durchgang mit dem Pferd seines Konkurrenten den Springparcours bewältigen muss.


Premiere am Salzburgring 
Der Prolog der Rallye führte in diesem Jahr nicht zum Red Bull Ring, sondern zum Salzburgring ins Salzkammergut. Gerne tauschten die Teilnehmer den idyllisch gelegenen Salzburgring gegen die aktuelle Formel-1 Rennstrecke ein, zumal die anschließende Weiterfahrt über die Postalm und den Koppenpass nach Bad Mitterndorf hinunter ins Ennstal bis zur Zieleinfahrt in Schladming, zu einer der faszinierendsten Streckenabschnitte der Rallye gehörte. Auch den Deopitos muss diese 363 km lange Etappe gelegen haben. Konnten sie doch bereits am ersten Tag einen Vorsprung von über 90 Punkten herausfahren.


Der Klassiker: Stoderzinken und Marathon
Der Freitagmorgen stand ganz im Zeichen der Stoderzinken Bergprüfung. Bereits um 6:45 Uhr war Start auf der Rampe in Gröbming zur 8 km langen Bergwertung, die Stoderzinkenstraße hinauf. Eine Wertung, die besonders den Fahrern in ihren Vorkriegswagen enorme Kraft und hohe Kondition abverlangte. Nächster Stopp war dann um die Mittagszeit der Hauptplatz von Steyr, wo sich traditionell die größte Oldtimer-Fangemeinde versammelt. Nach der Mittagspause startete das Feld auf die letzten 237 km über Lunz am See, Flugplatz Niederöblarn nach Gröbming ins Ziel. Hier auf der Marathon-Etappe trennte sich dann der Spreu vom Weizen und die Deopitos bauten ihren Vorsprung um weitere 128 Punkte gegenüber den Zweitplatzierten aus.

 
Samstags Grand Prix – Letzte Prüfungen und Schaulaufen für die Zuschauer
Konnten Prolog und Marathon noch bei strahlendem Sonnenschein gefahren werden, bestand das Wetterglück am Samstag darin, dass der angekündigte Regen mit Gewittern nicht über Gröbming niederging. So konnten über 12.000 Zuschauer – viermal so viel wie Gröbming Einwohner hat – dem faszinierenden Grand Prix - Spektakel mit allen Ennstal-Classic-Teilnehmern und weiteren klassischen Rennsportwagen der Vor- und Nachkriegsgeschichte im Trockenen folgen. Mit dabei war eine ganze Armada von Porsche 356 Modellen, mit denen das Porsche Museum auf der Ennstal-Classic „70 Jahre Porsche 356“ feierte. Eröffnet wurde der Grand Prix durch Dr. Wolfgang Porsche im ältesten Porsche 356 aus dem Jahre 1948. 


Die Geburtsstunde der Ennstal-Classic
Die Idee zur Ennstal-Classic wurde von Michael Glöckner und Helmut Zwickel im September 1992 in den Ardennen nahe der deutsch-belgischen Grenze, unweit der Grand Prix-Rennstrecke von Spa-Francorchamps entwickelt. Eine Region, in der Schnee im Herbst nichts Überraschendes ist. Rau, kärglich und unter Umständen extrem unwirtlich. Kurzum eine Region, in der man sich gerne und schnell an das wunderbare Ennstal in der Steiermark zurückerinnern möchte. Noch heute muss man als Verehrer der Ennstal-Classic dankbar sein, dass Michael Glöckner und Helmut Zwickel – total frustriert über die Entwicklung der damaligen Formel 1 – die Ennstal-Classic 1993 aus der Taufe gehoben haben. Eigentlich zusammen mit Walter Röhrl, der als damaliger „Promi“ zur Teilnahme verpflichtet werden konnte und prompt auch die erste Auflage zusammen mit seiner Frau gewann. Neben ihm standen weitere, aus heutiger Sicht illustre Teilnehmer, wie Karl Wendlinger, Dieter Quester, ein gewisser Dietrich Mateschitz oder Österreichs erfolgreichster Rallye-Pilot Franz Wittmann am Start. Und heute, 26 Jahre später, hat die ursprüngliche Idee, für die Zuschauer „Motorsport zum Angreifen“ zu bieten, mehr denn je an Strahlkraft gewonnen. Dafür sorgen schon die beiden Gründer der Ennstal-Classic. Sie stehen für die weitere Bodenständigkeit der Rallye. Selbst in einer Zeit, in der die Versuchung zum Hype größer denn je geworden ist. 


„Die 26. Ennstal-Classic war vom besten Wetter geprägt, dass wir je hatten“, zeigte sich Helmut Zwickl erfreut. „Mit den Oldtimern die neue Strecke zum Salzburgring, über die Postalm und im Voralpengebiet bei Waidhofen zu fahren, ist das Schönste was man bieten kann“. Und tatsächlich, der diesjährige Besuch am Salzburgring war sicherlich nicht die letzte Stippvisite für die Teilnehmer der Ennstal-Classic. „Wir können uns schon vorstellen“, so Michael Glöckner, „den Salzburgring weiterhin in unsere Planung einzubeziehen, vielleicht im Wechsel mit dem Red Bull Ring – mal sehen“!


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