Im Vorfeld der Ennstal-Classic 2019 haben wir mit dem Leiter Historische Öffentlichkeitsarbeit und Porsche Museum, Herrn Achim Stejskal, über die Porsche-Zusammenarbeit mit der Ennstal-Classic gesprochen.
Seit 2014 zählt Porsche zu den Hauptsponsoren der Ennstal-Classic und damit einer der bedeutenden Automobilveranstaltungen in Österreich. Was sind die Gründe für dieses Engagement?
Die Ennstal-Classic zählt zu den bedeutendsten Automobilsport-Veranstaltungen in der Heimat der Familie Porsche. Mit Österreich verbindet Porsche seine ersten Produktionsjahre.
Welche historischen Fahrzeuge wird das Porsche Museum bei der Ennstal-Classic einsetzen und welche Persönlichkeiten werden diese Fahrzeuge fahren?
Auch unsere wertvollsten Sportwagen-Klassiker brauchen regelmäßigen Auslauf. So stellen wir wieder ein hochkarätiges Starterfeld. Dr. Wolfgang Porsche wird die anspruchsvollen 900 Kilometer durch die steirische Gebirgslandschaft mit einem 356 Carrera 2 Cabriolet aus dem Jahr 1962 zurücklegen. Der zweifache Le Mans-Sieger Hans-Joachim Stuck wird den 356 B 2000 GS Carrera GT, aufgrund seiner aus aerodynamischen Gründen steil abfallenden Heckscheibe auch unter dem Namen „Dreikantschaber“ bekannt, aus dem Jahr 1963 durch Österreich lenken. Im 356 Speedster 1600 S aus dem Jahr 1957 wird sich Porsche-Markenbotschafter und Langstrecken-Weltmeister Mark Webber den zum Teil geheimen Wertungs- und Sonderprüfungen stellen. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Mittelmotor-Sportwagens 914 bringen wir zudem einen 914/6 nach Österreich.
Letztes Jahr hat Porsche bei der Ennstal-Classic „70 Jahre Porsche Sportwagen“ gefeiert, dieses Jahr steht der Mythos „50 Jahre 917“ im Mittelpunkt. Was können die Besucher und Gäste der Ennstal-Classic erwarten?
Zum ersten Mal werden wir den Porsche 908/2 Spyder von 1969 dem Publikum beim Stadt-Grand-Prix in Gröbming präsentieren – pilotiert von dem österreichischen Rennfahrer Rudi Lins. Nach aufwendiger Restaurierungsarbeit durch das Team unserer Museumswerkstatt wird der 908/2 seine ersten Kilometer in Österreich absolvieren. Mit diesem Original-Wagen legten Gerhard Mitter und Udo Schütz mit ihrem Sieg 1969 im 908/2 Spyder bei der Targa Florio den Grundstein dafür, dass Porsche erstmals die Marken-Weltmeisterschaft nach Zuffenhausen holen konnte.
Am ehemaligen Österreichring, heute Red Bull Ring haben im Jahre 1969 Jo Siffert und Kurt Ahrens mit dem 917 das erste Langstreckenrennen dieses historischen Motorsportwagens gewonnen. Die Ennstal-Classic gastiert am Donnerstag auf dem Red Bull Ring. Gibt es eine kleine Feier?
Im Rahmen der Ennstal Classic werden wir dies leider nicht realisieren können. Aber wir werden aller Voraussicht nach unsere Sonderausstellung „50 Jahre Porsche 917 – Colours of Speed“ im Porsche Museum bis zum Jahresende verlängern und hoffen auf regen Besuch unserer österreichischen Fangemeinde.
Porsche pflegt und unterstützt in seinen wichtigsten Märkten eine ausgeprägte Porsche Clubszene, auch in Österreich. In wie weit wird diese bei der Ennstal-Classic eingebunden?
Wenngleich das Porsche Museum vor allem die Aktivitäten der Kommunikationsarbeit unterstützt, freuen wir uns, dass sich in den letzten Jahren immer wieder Porsche Clubs verabredet haben, die Ennstal classic zu besuchen. Dies mündete beispielsweise im Jubiläumsjahr 2018, als wir „70 Jahre Porsche Sportwagen“ feierten, in einen eigenen Club-Tag im Anschluss an die Ennstal Classic.
Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass Österreich die Heimat der Familie Porsche ist für Ihr Unternehmen und damit für die Ennstal-Classic?
1944 zog das Konstruktionsbüro der Porsche KG nach Gmünd ins österreichische Kärnten, da Stuttgart kriegsbedingt mehr und mehr zerstört wurde. Österreich wurde zur Keimzelle aller Porsche-Sportwagen. Denn hier entstand 1948 der 356 “Nr. 1“ Roadster, der erste Sportwagen, der den Namen Porsche trägt. In Gmünd liegt somit der Ursprung der Marke.
Gibt es dieses Jahr weitere Classic-Veranstaltungen in Österreich mit Porsche-Beteiligung und wenn ja, welche sind das?
Wir wollten uns in diesem Jahr – neben dem großen Jubiläum des Porsche 917 – auch der Bergrenngeschichte des Unternehmens widmen. So folgten im Mai dieses Jahres die einst besten Bergrennfahrer Europas Rudi Lins und Eberhard Mahle sowie der damalige Motorsportleiter Helmut Pietsch unserer Einladung zum Gaisbergrennen. Porsche feierte einst insgesamt neun Titelgewinne bei elf Werkseinsätzen in der Europa-Bergmeisterschaft. Das war für uns Grund genug, die leichtesten Bergrenn-Ikonen der 1960er Jahre wie den Porsche 909, 910/8, 718 RS 60, 356 B 2000 GS Carrera GTL Abarth und 911 2.5 S am Hausberg von Salzburg starten zu lassen. Es war ein ergreifender Moment, den mit 384 Kilogramm leichtesten jemals gebauten Porsche, den 909 Bergspyder, nach über 50 Jahren wieder am Gaisberg fahren zu sehen. Mit einer noch nie gezeigten voll funktionsfähigen Machbarkeitsstudie, dem 981 Bergspyder, überraschten wir zudem die Journalisten.
Das Porsche Museum feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Welchen Stellenwert haben Geschichte, historische Fahrzeuge und Classic-Veranstaltungen für Porsche? Sind anlässlich des runden Geburtstags Veranstaltungen in Österreich geplant?
Es ist selbst für uns manchmal schwer zu glauben, dass die Eröffnung des neuen Porsche Museums am Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen bereits zehn Jahre zurückliegt. Wir sind jedoch nie vom Gas gegangen und haben mit unserem lebendigen Konzept mehr erreicht als angenommen. Denn das Porsche Museum ist inzwischen viel mehr als eine Ausstellung über die Historie des Unternehmens. Pro Jahr zeigen wir mehrere wechselnde Sonderausstellungen zu besonderen Anlässen und Jubiläen. Zudem haben wir eigene Veranstaltungsformate kreiert, die sich inzwischen zu einem festen Bestandteil in unserem Jahreskalender etabliert haben. Rund 4,5 Millionen Besucher aus aller Welt haben uns seither besucht. Und tatsächlich sind deutlich mehr Menschen mit unserer Historie in Berührung gekommen, denn wir setzen unsere Unternehmenssammlung, die gut 620 Fahrzeuge umfasst, auch weltweit zu den unterschiedlichsten Anlässen ein. So wie hier in Österreich sind unsere fahrenden Botschafter unter anderem auf Messen, Rallyes und Motorsportveranstaltungen in China, USA, Tasmanien, Japan und Südafrika unterwegs. Das Porsche Museum wird die Geschichte von Porsche zukünftig noch funktionaler und emotionaler präsentieren. Für die nächsten zehn Jahre haben wir uns daher der „Mission Future-Heritage“ verschrieben, denn nur hier treffen Vergangenheit und Zukunft so lebendig aufeinander.
Herr Stejskal, wir danken Ihnen für das Gespräch!