Von der Mille Miglia zur Ennstal-Classic

Jochen Maas, legendärer deutscher Automobilrennfahrer ist in nahezu alle Motorsport-Klassen gefahren, vom Tourenwagensport über die Formel 1 bis hin zu Langstreckenrennen. Er ist gegenwärtig der einzige Pilot, dem Mercedes-Benz seine Silberpfeile der Vorkriegs-und Nachkriegszeit oder die Sportwagen für die Mille Miglia anvertraut. Dieses Jahr fährt er wieder bei der Ennstal-Classic mit seinem Freund Martin Utberg in einem 340PS-Chrysler 300, Baujahr 1962.

Wann starteten Sie zum ersten Mal bei der Ennstal-Classic und was ist Ihre Biographie mit dieser Veranstaltung?
Nun, meine erste Ennstal war, glaube ich, Anfang der Neunziger. Es war zurzeit der Mercedes-Benz-Classic-Days in Salzburg. Damals steckte die Ennstal-Classic noch in den Kinderschuhen, die sich erst einmal einen Namen machen musste, sich aber schnell einer wachsenden Beliebtheit erfreute. Und warum, war auch nicht schwer zu erraten: Auf Straßen durch die schönsten Gegenden von Österreich und gesellige Abende mit netten Teilnehmern, die sich in interessanten Themen verloren. Die typische kulinarische Untermalung tat das seinige, sodass "die Ennstal" rasch einen Stellenwert mit hoher internationaler Prägung bekam. Und übrigens: Die Ennstal-Classic gibt es heute noch, die MB-Classic-Days nicht mehr!

Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis der Ennstal-Classic, dass sie sich über die Jahre so gut entwickeln konnte?
Das ist zunächst ganz klar der Charme der Veranstaltung und Ihrer Gründer. Dann die tollen Lokalpolitiker, die alles, was sich die beiden auch einfallen ließen, mitmachten. Es war und ist die Kombination der Qualitäten, die überzeugen.

Sie fahren regelmäßig für Mercedes-Benz bei der Mille Miglia. Wenn Sie die Ennstal-Classic mit der Mille Miglia vergleichen, was fällt Ihnen dann ein?
Es gab immer Stimmen, die unbedingt Veranstaltungen untereinander vergleichen möchten, und so freilich auch die bisher Größte und internationalste mit einer sagenhaften Tradition. Die Mille Miglia kann man nicht mit anderen Veranstaltungen vergleichen. Sie ist, was sie immer war, ein letztes großes Straßenrennen. Für mich ist ein Vergleich der Ennstal-Classic mit anderen Events total unnötig, weil sie einen sehr eigenen Charme hat und keinen Vergleich braucht, um zu glänzen.

Bei der Ennstal-Classic fahren Sie zusammen mit Filmemacher Martin Utberg einen Chrysler 300, Baujahr 1962. Was ist die Geschichte dahinter?
Martin Utberg ist schon zweimal mit mir die Mille Miglia gefahren. Wir verstehen uns prächtig, haben viel Spaß bei der Sache und geben immer unser bestes, wenn es auch manchmal nicht reicht. Unser Auto, der Chrysler 300 gehört einem alten Mechaniker Freund aus den Sauber Tagen Bruno Flückiger. Bei einem Wagen, wie dem Chrysler 300, offen und sexy, hast Du keinen Zwang, schnell zu fahren. Cruisen, gleiten und genießen, also genau das, was wir brauchen.

Freuen Sie sich schon in Ihrem Chrysler 300 auf die engen Kehren des Stoderzinken?
Die engen Kurven erschrecken uns nicht, man muss eben etwas schneller am Lenkrad drehen. Bergab allerdings ist Vorsicht die bessere Seite der Versuchung, hat das Auto doch Trommelbremsen der etwas bescheideneren Art.

Auch Hans-Joachim Stuck fährt dieses Jahr wieder bei der Ennstal-Classic mit. Gibt es Erinnerungen an Ihre gemeinsame Zeit 1973 in der Formel 2, als Sie harte Rivalen der Rennstrecke waren?
Die Erinnerungen an die Formel 2-Tage mit Hans-Joachim Stuck sind nicht so vielfältig wie man meinen möchte. Wir hatten eigentlich nur wenig gemeinsame Rennen. Aber es war immer fair. Außerdem fuhren wir andere Motoren und trafen nicht so oft aufeinander. Er hatte den March, ich den Surtees. Nur später, als ich gelegentlich einen March BMW fahren durfte, habe ich meine Rennen gewonnen. Wobei ich nicht mehr sagen kann, ob Hans-Joachim überhaupt mitfuhr. Wie auch immer, in der Regel hatten wir viel Spaß bei allen Rennen, erst recht bei den Tourenwagen. Mal sehen was Stuckie hier bei der Ennstal steuert.

Herr Mass, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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