Wasserpagode – Jede Pagode ist es wert!

Mehr als 30 Jahre moderte ein ursprünglich weiß lackierter Mercedes Benz 230 SL im Neckar in der Nähe des Cannstatter Ruderclubs. Bei Säuberungsarbeiten wurde das Wrack am 6. Juni 2006 als Zufallsfund entdeckt und von der Stuttgarter Wasserschutzpolizei geborgen.

Zum Jubiläum der 20. Retro Classics sind zum ersten Mal alle anerkannten zwanzig deutschen Mercedes-Benz Markenclubs auf der Messe vertreten. Zu den Exponaten, welche die Clubs in Stuttgart zeigen, gehören unter anderem authentische Nachbauten des Daimler Reitwagens (1885) und des Benz Patent-Motorwagens (1886). Ein besonderes Highlight stellt die sogenannte „Wasserpagode“ dar.

MB SL Club rettet Überreste einer Pagode
Der Mercedes Benz SL Club Pagode löste die Überreste des Roadsters bei einem Autoverwerter aus, der den Wagen endgültig verschrotten sollte. Der damalige Clubvorstand beschlossen, die Wasserpagode als Ausstellungsstück und Blickfang für Messen und Klassiktreffen zu konservieren. Denn „jede Pagode wird erhalten“ so lautet das Motto des Clubs, selbst wenn nur noch Überreste des Fahrzeugs vorhanden sind.
Das Gewicht der Pagode hat es sich jedoch durch den eingelagerten Schlamm verdoppelt. Das war nicht nur eine Herausforderung für die Tragfähigkeit des Gabelstaplers, der beim Verladen half. Zudem riss beim Bergen des Wagens eine Stahltrosse. Durch den Aufprall wurde das Auto zusätzlich am Heck beschädigt. Die Pagode musste also nicht nur aus optischen Gründen von über zwei Tonnen schweren Schlammballast befreit werden, sie sollte auch abspecken, um leichter transportiert werden zu können.

Die Pagode lebt
Von Juni 2006 bis Januar 2007 wurde die Wasserpagode beim Technikreferenten des Clubs eingelagert. In dieser Zeit erwies sich der Wagen als Biotop: Brombeer-Pflänzchen und Brennnesseln begannen aus dem fruchtbaren Schlamm zu sprießen. Im Januar 2007 startet dann die Entrümpelung durch einige engagierte Club Mitglieder. Sie sahen sich mit folgenden Fakten konfrontiert:

• Alle Hohlräume waren mit Schlamm gefühlt, Karosseriebleche von zahlreichen Muscheln überzogen.
• Radschlüssel, Bremskeil und Wagenheber steckten noch immer in ihren Halterungen.
• Der Verdeckstoff hatte sich vollkommen aufgelöst, das Verdeckgestänge hingegen kam komplett zum Vorschein
• Die MB Tex Polsterung war spurlos verschwunden, die Gummihaarpolsterung hatte die mehr als 30 Jahre in den Fluten gut überstanden
• Das originale Bordwerkzeug befand sich in sehr mitgenommenem Zustand in seiner Tasche
• Im Beifahrerfußraum lag eine Sonnenbrille, vermutlich fiel sie aus dem Handschuhfach als dieses durchmoderte.
• Die Gummimatten, besonders die des Kofferraums waren gut erhalten.
• Tankdeckel und Auspuffblenden sahen nach Politurversuchen fast neuwertig aus. Nahezu alle Chrome Teile waren restaurierungsfähig und in gutem Zustand.
• Die Verglasung der Fahrertür befand sich noch an ihrem Platz, von der restlichen Verglasung fehlte jede Spur.
• Der zweite Gang war eingelegt und die Handbremse nicht angezogen.


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