Fragen an Herrn Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Museum zur Ennstal-Classic 2021 und zum Porsche Museum

Nachdem die Ennstal-Classic 2020 Corona bedingt nicht ausgetragen werden konnte, ist nach einem Jahr Pause Porsche als Hauptpartner der Ennstal-Classic wieder mit dabei. Wir haben vor dem Start der Ennstal-Classic am 22. Juli mit Herrn Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Museum über die Zusammenarbeit mit der Ennstal-Classic gesprochen. 

Als langjähriger Partner und Hauptsponsor der Ennstal-Classic wurden Sie letztes Jahr genau so überrascht wie der Veranstalter selbst, dass eine der bedeutendsten Automobilveranstaltungen in Österreich nicht gestartet werden konnte. Wie betroffen waren Sie von dieser Entscheidung?
Achim Stejskal:
Die Ennstal Classic besticht durch ihre Freude an Geselligkeit und die Leidenschaft aller am Thema Automobil. Sie sollte jedoch nicht mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Zur Zeit der Entscheidung gab es leider keine wirkliche Alternative. Daher an ihrer Umsetzung unter allen widrigen Umständen festzuhalten und starke Einschränkungen des Wohlfühl-Charakters in Kauf zu nehmen, hätte unserem Selbstverständnis nicht ausreichend Rechnung getragen. So war die Absage für 2020 ein einvernehmlicher und richtiger Schritt.

Die Porsche Entscheidung, anstatt 2020 im Jahr 2021 Partner der Ennstal-Classic zu sein, wurde schnell und zur Freude nicht nur der Veranstalter, sondern auch der Teilnehmer und Zuschauer getroffen. Was waren die Gründe dafür?
So wie wir gemeinsam mit den Veranstaltern eine Absage der Ennstal Classic entschieden, so ist es auch unser klares Bekenntnis, unser Engagement nicht mit der Absage auslaufen zu lassen, sondern die Zusage zur Durchführung einer Ennstal Classic ins neue Jahr 2021 zu übertragen. Gerade in schwierigen Zeiten beweist sich die Freundschaft.

Ist die Ennstal-Classic die erste Veranstaltung dieser Art für Porsche nach der Corona-Pause?
Ja, neben unserem internationalen Engagement, die Erfolgsgeschichte von Porsche in Le Mans in weltweit allen Porsche Experience Centern zu präsentieren, ist die Ennstal Classic in 2021 die erste klassische Oldtimer-Rallye, an der wir als Porsche Team wieder teilnehmen.

Die Steiermark ist mit zwei Formel1-Rennen am 27.06./04.07. und der Ennstal-Classic für vier Wochen der Rennsportnabel der Welt. Hat das einen Einfluss auf den Porsche-Auftritt?
Es freut uns, dass Österreich so motorsportbegeistert ist. Grund genug, dass das Porsche Museum gleich bei beiden Veranstaltungen Präsenz zeigt.

Wie sieht der Gesamtauftritt von Porsche bei der Ennstal-Classic aus?
Unser Auftritt entspricht unserer klassischen Eventarchitektur bei Kooperationen: Wir beteiligen uns mit attraktiven historischen Fahrzeugen, besetzen diese mit interessanten Persönlichkeiten, ergänzen den Porsche Design Stadt-Grand-Prix mit spektakulären Rennfahrzeugen, zeigen buchstäblich die Porsche Flagge und sind für die vielen Fans unserer Marke ein sympathischer und authentischer Anlaufpunkt.

Welche historischen Fahrzeuge wird das Porsche Museum bei der Ennstal-Classic einsetzen und welche bekannten Persönlichkeiten werden diese Fahrzeuge fahren?
Wir werden fünf historische Fahrzeuge mitbringen: Mark Webber wird den Porsche 550 Spyder pilotieren, während sein ehemaliger Teamgefährte Timo Bernhard im Porsche 356 B 2000 GS Carrera GT aus dem Jahr 1963 Platz nehmen wird. Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport, geht mit einem 356 Speedster an den Start. Hans-Joachim Stuck wird für Porsche Design in einem 911 seine Prüfungen absolvieren. Tatort-Kommissar Richy Müller vervollständigt unser Aufgebot mit einem Porsche 356 A Speedster. Und Bergrennfahrer Rudi Lins wird den Zuschauerinnen und Zuschauern beim Stadt-Grand-Prix in Gröbming den Porsche 907 vorführen.

Wie ist es möglich, ein so umfangreiches Engagement, wie es Porsche bei der Ennstal-Classic immer zeigt, in kürzester Zeit aus dem Boden zu stampfen?
Wir wissen meist bereits schon bei der Abreise, was wir im Jahr darauf mitbringen werden. Und die Fahrerbesetzungen sind immer ein Leichtes: Alle ehemaligen Rennfahrer und Legenden, die wir als Piloten anfragen, sagen stets sofort begeistert zu.

Porsche ist bekannt für seine starken, traditionsbewussten Jubiläumsfeiern. So konnte letztes Jahr zum 50. Mal der erste Le Mans Gesamtsieg mit Hans Herrmann und Richard Attwood gefeiert werden. Ein ehemaliger Le Mans Siegerwagen, ein Porsche 956, wird  derzeit in Weissach restauriert und gewartet. Wird Le Mans bei der Ennstal-Classic gedacht und wenn ja wie?
Vor 70 Jahre begann die Erfolgsgeschichte von Porsche mit dem ersten Klassensieg des 356 SL in Le Mans. Als ein Vertreter des 24-Stunden-Rennens wird daher der Porsche 907 beim Stadt-Grand-Prix im Gröbming seine Runden drehen.

Nachdem in Gmünd mit dem Porsche 356 Nr. 1 Roadster das erste Fahrzeug mit dem Namen Porsche hergestellt worden war, gab Porsche nach dem Umzug nach Stuttgart-Zuffenhausen im März 1951 den Standort Gmünd schließlich auf. Welche Bedeutung hat die Keimzelle aller Porsche-Sportwagen in Gmünd nach 70 Jahren noch für Porsche?
Der Ursprungsort unserer Marke findet bei all unseren vielfältigen Heritage-Aktivitäten stets Berücksichtigung, denn man sollte nie vergessen, wo man herkommt. Mit dem privaten Museum auf dem ehemaligen Porsche Werksgelände stehen wir in einem sehr freundschaftlichen Austausch und unterstützen die Betreiber auch mit Fahrzeugen aus unserer Unternehmenssammlung. 2018 war Gmünd auch ein wichtiger Schauplatz für unsere Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums „70 Jahre Porsche Sportwagen“.

Porsche verbindet mit Österreich eine lange, historische Tradition. Mit ein Grund, warum Porsche seit 2014 Hauptsponsor der Ennstal-Classic ist. Wie sieht die gemeinsame Zukunft aus?
Mit Österreich verbindet Porsche seine ersten Produktionsjahre. Und hier entstand 1948 der 356 “Nr. 1“ Roadster, der erste Sportwagen, der den Namen Porsche trägt. Somit werden wir immer mit Österreich verbunden bleiben.

Das Porsche-Museum musste im Frühjahr und im Herbst letzten Jahres zweimal schließen. Wie schwer fiel Ihnen dieser Entschluss und wie konnte diese Zeit genutzt werden?
Wir sind sehr froh, dass wir vor einigen Wochen wieder öffnen konnten. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Besucherinnen und Besucher sowie auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben für uns jedoch höchste Priorität. Aus diesem Grund setzten wir alle notwendigen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen der Corona-Verordnung der Landesregierung Baden-Württemberg um. Die Zeit während der Schließung haben wir dafür genutzt, die Umsetzung geplanter Neuheiten, die unterjährig vorgesehen waren, vorzuziehen. So haben wir Exponate getauscht, Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt und neue interaktive Stationen installiert.

Durch die Corona-Pandemie war nicht nur das Reisen nahezu unmöglich, sondern es konnten auch keine Veranstaltungen mehr stattfinden, die in der Porsche-Heritage-Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen? Werden Sie das bisher bekannte Engagement wieder aufnehmen oder gibt es Änderungen in der Kommunikation des Porsche-Museums?
Wir sind zuversichtlich, dass wir die bei den Porsche-Enthusiasten beliebten Veranstaltungen wiederaufnehmen können, sobald die Rahmenbedingungen es wieder zulassen. In diesem Jahr erwartet die Fans sowie unseren Kundinnen und Kunden in aller Welt aber noch etwas ganz Besonderes: Zum ersten Mal werden wir unsere beliebte Sound Nacht digital durchführen. Die Corona-Pandemie hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt, aber lässt uns auch in neuen Chancen denken. So werden wir erstmals in diesem Jahr, am 18. September 2021, den Porsche-typischen Sound über eine digitale Live-Veranstaltung in alle Länder rund um den Globus ausstrahlen.

Wie startet das Porsche-Museum nach einer so langen Pause wieder in den Normalbetrieb und wie lange wird es dauern, bis bei Ihnen wieder einigermaßen geregelte Verhältnisse herrschen?
An dieser Stelle darf ich unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die wirklich alles dafür getan haben, für unsere Besucherinnen und Besucher einen sicheren und dennoch unvergesslichen Aufenthalt im Porsche Museum zu gestalten. Leider können wir nicht vorhersagen, wann der vertraute Museumsbesuch, wie wir ihn bisher kannten, wieder möglich sein wird. Aber für diejenigen, die uns vermissen: Schauen Sie immer gern auf unserer Homepage www.porsche.de/Museum vorbei. Dort können Sie sich virtuell auf Deutsch und Englisch zum Beispiel durch die Sonderschau „25 Jahre Boxster“ führen lassen. Alle Boxster-Modelle, Ahnen und Verwandte, die in der Sonderschau zum 25. Geburtstag des Roadsters zu sehen sind, werden in zwei- bis dreiminütigen Videos präsentiert.

Herr Stejskal, wir danken Ihnen für das Gespräch