Herr Gert Dittert ist Gründungspartner der Anwaltssozietät Oppenhoff in Köln, ausgestattet mit einer hohen Automobil- und Formel 1-Affinität und langjähriger Teilnehmer der Ennstal-Classic.
Herr Dittert, seit wann fahren Sie bei der Ennstal-Classic mit und wie oft haben Sie schon teilgenommen?
Das erste Mal bin ich im Jahr 2007 die Ennstal Klassik mitgefahren. Ich habe diese Veranstaltung so genossen, dass ich versucht habe, an allen weiteren Veranstaltungen teilzunehmen. Bisher ist mir dies zwölfmal gelungen. Auch eine Reihe von Freunden und Partnern, denen ich von dieser Rally berichtet hatte, sind in vielen Jahren mit eigenen Autos mit dabei gewesen.
Sie starten mit einem wunderschönen Jaguar XK 150 S bei der Ennstal-Classic. Haben Sie eine besondere Beziehung zu Ihrem Jag und wie sind Sie in seinen Besitz gekommen?
Ich habe dieses Fahrzeug Anfang der 2000er über einen Händler aus einer privaten Sammlung erworben. Am meisten daran hat mich fasziniert, dass von diesem Typ nur 860 Exemplare hergestellt worden waren und nur noch wenige übrig geblieben sind. Die Motorisierung dieser „S"-Version ist für die damalige Zeit (1958) einfach phänomenal, wenn man bedenkt, dass es sich nicht um ein Fahrzeug handelt, das hauptsächlich für Rennzwecke gebaut worden ist. Ich habe es von dem bekannten Jaguar-Spezialisten Michael Groß in Berlin überholen lassen, da es durch seine lange Zeit in dem Museum doch einige Standschäden aufwies. Das Auto ist im Originalzustand, „matching numbers“ und verfügt über einen entsprechenden FIVA-Pass. Ich habe mit diesem Fahrzeug in den letzten rund zwanzig Jahren an vielen verschiedenen Rallyes teilgenommen; ich hatte kein einziges Mal ein technisches Problem (und hoffe, dass dies auch dieses Jahr so bleibt).
Wie und warum kommt ein Kölner auf die Idee, ins über 800 km entfernte Ennstal in der Steiermark zu reisen, um an einer Classic-Veranstaltung teilzunehmen? Fahren Sie noch bei weiteren Classic-Veranstaltungen mit?
Etwa im Jahr 2005 habe ich mit dem damaligen BMW-Sauber-Team verhandelt und dabei den damaligen Teamchef Mario Theissen kennengelernt. Auch er ist ein begeisterter Oldtimer-Fahrer. Als wir uns über verschiedene Rallyes unterhielten (ich war damals nur die Nuvolari gefahren), wies er mich auf die Ennstal-Classic hin und erwähnte, dass es sich dabei seiner Meinung nach um die herausforderndste Rally handele, da es dabei nicht um „Schlauch-Fahren mit Hilfe von Computern" handele, sondern insbesondere die Gleichmäßigkeit-Prüfungen mithilfe analoger Geräte einzigartig sei. Das war der Grund, warum ich mich 2007 eingeschrieben habe, und warum ich noch heute mitfahre.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Ennstal-Classic?
Die „schönste Erinnerung“ umfasst eigentlich mehrere Jahre: Bei der 3. oder 4. Teilnahme hatten meine Frau und ich häufig Kontakt zu dem Team, das im Wagen vor uns fuhr. Mit dem Fahrer, Dr. Willi Piltz aus Salzburg, haben wir uns angefreundet und uns seit dieser Zeit häufig – auch außerhalb von Rallyes – getroffen. Willi Piltz wiederum kannte den ehemaligen Schlagersänger und Komponisten Nick Kalita, der gemeinsam mit seiner Frau Beate in Irdning das Jagdschloss Falkenhof als intimes und romantisches Hotel betreibt. Willi und Nick kamen auf die Idee, dass wir (Willi, meine Freunde und ich - jeweils mit Begleitung) während der Ennstal- Classic dort logieren und Nick und Beate für unser aller Wohl sorgen. So halten wir es seit Jahren und waren teilweise mit 6 Teams dort, und insbesondere die Abende, wenn Nick seine eigenen Lieder und ein großes Repertoire an Oldies singt, sind so ziemlich die schönsten Erlebnisse.
Was verbindet Sie mit Sebastian „Seb“ Vettel?
Wir sind seit 17 Jahren befreundet.
Wir haben gehört, dass die ersten Verträge von Seb mit Toro Rosso und Red Bull mit Ihrer Unterstützung in Gröbming unterschrieben wurden. Stimmt das und wie kam es dazu?
Auch das ist wieder eine typisch österreichische Geschichte: Ich habe zur damaligen Zeit mit Dr. Helmut Marko verhandelt, der in Graz lebt. Wir hatten uns mehrfach an Flughäfen getroffen und waren uns bis auf einige, aber wesentliche Details einig geworden. Als ich ihm dann mitteilte, dass ich an der Ennstal-Classic teilnehmen würde und bei Nick wohne, schlug er vor, dort hinzukommen und die restlichen Punkte zu klären. Wie sich dann herausstellte, kannten sich Helmut, Nick und Willi schon aus der Kinderzeit. Wir haben uns dort geeinigt und tatsächlich auf einem der Biertische der Gröbminger Hauptstraße unterschrieben.
Haben Sie weitere Verbindungen in die Formel 1 – etwa zu Aston Martin?
Ja, allerdings waren diese - pandemiebedingt - auf Telefon- und Videokonferenzen beschränkt. Ich werde aber alle im September in Spa treffen.
Eine der Kompetenzschwerpunkte Ihrer Kanzlei sind Automotiv und Mobility. Wie sehen Sie den Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie, besonders vor dem geplanten Ausstieg 2030 der EU aus dem Verbrenner-Motor?
Wir vertreten eine Reihe namhafter Hersteller und Zulieferer, die natürlich vor großen Herausforderungen stehen. Der Abschied vom Verbrenner, autonomes Fahren, Connected Cars sind einige der Punkte, mit denen sie - und wir - uns befassen. Wer die Veränderung als Chance wahrnimmt, kann davon profitieren – auch wenn dies große Anstrengungen kostet. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass noch nicht wirklich klar ist, ob tatsächlich 2030 das Ende des Verbrenners kommen wird oder ob man bis dahin nicht andere Treibstoffe entwickelt hat, die es sinnvoll machen, bei diesem Prinzip zu bleiben. Denn ob die Umstellung auf Elektrofahrzeuge tatsächlich gelingen wird, ist völlig offen. Der deutsche Bundeswirtschaftsminister hat nämlich jetzt festgestellt, dass diese Fahrzeuge Strom brauchen und dieser in der benötigten Menge wahrscheinlich nicht vorhanden sein wird.
Zurück zur Ennstal-Classic: Sind Sie eher der Typ des feinen Cruisens oder des Racers und wie bereiten Sie sich auf die Ennstal-Classic vor?
Ich will diese Frage so beantworten: Ich tue mein Bestes, mich an die Straßenverkehrsordnung zu halten, deren Möglichkeiten aber voll auszuschöpfen. Wir bereiten uns nicht auf eine Rallye vor; wir nehmen sie ernst und versuchen, gut abzuschneiden. Wo wir am Ende landen, ist uns aber nicht wichtig. Daher kämen wir nie auf die Idee, irgendwelche Techniken zu üben.
Sie nehmen bereits seit Jahren zusammen mit Ihrer Frau bei der Ennstal-Classic teil. Wie funktioniert das so im Cockpit unter Eheleuten mit der Kommunikation? Intuitiv, rational oder emotional?
Auf diese Frage gibt es zwei Antworten: Meine Frau rational, ich eher emotional – manche würden sagen „cholerisch“. Aber so schlimm wie bei einem früheren, sehr bekannten Mitfahrer, der sich nach der Rallye von seiner Beifahrerin trennte, ist es bei uns nicht.
Was war Ihre beste Platzierung bisher?
Da muss ich wieder auf die vorletzte Frage verweisen: Die Platzierung ist uns nicht wirklich wichtig; am Montag nach der Veranstaltung haben wir sie bereits vergessen. Ich müsste jetzt in alten Unterlagen nachsehen, um dies genau beantworten zu können. Ich meine aber, dass wir einmal unter den ersten 50 waren; in einem Jahr gab es einen Preis für den 99.; den haben wir gewonnen.
Danke für das Gespräch!