RETRO CLASSICS 2022 wieder in der Spur der Fahrkultur

Nach einer Pandemie bedingten Pause fand dieses Jahr wieder die „weltgrößte Messe für Fahrkultur“ in Stuttgart statt. Nicht in zehn, sondern nur in fünf Hallen glänzte die 21. Auflage der Retro Classics mit ihren Sonderschauen.

Nach einer 24-monatigen Pandemie-Pause war es bis fast vor Beginn der Messe nicht sicher, ob die Retro Classics überhaupt durchgeführt werden kann. Doch schließlich konnte Retro Classics Geschäftsführer Karl Ulrich Herrmann endgültig grünes Licht geben - sogar ohne Maskenpflicht. Leider standen aufgrund der Verschiebung auf nach Ostern nur fünf Hallen zur Verfügung, doch dafür glänzte die Messe umso mehr mit ihren Sonderschauen.

Teuerster und doch legendärster Flop der Automobilgeschichte
Ein „Wagen für Könige“ sollte er sein, nur handverlesen verkauft werden und den Rolls-Royces, den Mercedes oder den Cadillacs seiner Zeit scharfe Konkurrenz bieten, der Bugatti Royale, Typ 41. Doch die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er und der 1930er Jahre machte allen Anstrengungen ein Ende und der Royale wurde nur ganze sechs Mal gebaut. Eines dieser Exemplare brachte das Museum Schlumpf aus Mulhouse nach Stuttgart und stellte damit einmal mehr seine Sonderstellung für seltene klassische Preziosen unter Beweis. „Nach unserer Sonderschau „Avions Voisin“ anlässlich der letzten Retro Classics freuen wir uns, auch dieses Mal wieder mit einem Sonderexemplar der Automobilgeschichte präsent sein zu dürfen“, freute sich Bernard Jaeggy, Ehrenpräsident des Internationalen Vereins der Museumsfreunde des Museums Schlumpf in Mulhouse. „Für uns ist es jedes Mal eine Ehre, eine Sonderschau auf der Retro Classics veranstalten zu können“. 

Münchener „Stromer“ gestern und heute
Nahezu alle großen deutschen Automobilhersteller haben eine lange Tradition klassischer Elektrofahrzeuge. Doch nur wenige haben einen solchen Klassiker, wie die Bayerischen Motorenwerke in München. Präsentierten sie doch das erste offiziell vorgestellte BMW-Elektrofahrzeug, einen BMW 1602 Elektro, der vor 50 Jahren bei den Olympischen Spielen in München als Olympia-Führungsfahrzeug und als Begleit- und Kamera-Fahrzeug der Marathon-Läufer und der Geher zum Einsatz kam. Bei den Gehern war das BMW-Elektro-Auto mit Bosch-Motor und Varta-Batterien eingesetzt. Und quasi als Brückenschlag „Elektromobil früher und heute“, stand der topaktuelle BMW i4 eDrive40 Grand Coupé seinem Elektrik-Oldtimer gegenüber, eigens in der legendären Farbe „inka“ seines Urahns.

40 Jahre der fantastischen Gruppe C von Porsche
Von Begleitfahrzeug kann auf dem Porschestand sicher  nicht die Rede sein. Die legendären Porsche-Sportwagen der Gruppe C wurden nicht nur vierzig Jahre alt, sondern haben praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Sportwagen-Weltmeister, Sieger beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und Sieger beim 1.000 Kilometer von Spa, immer ein Porsche 956, von dem bis 1984 insgesamt 28 Fahrzeuge gebaut wurden und der auch im Jahr 1983 alle sieben Rennen der Saison und damit die Sportwagen-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Nach vielen Erfolgen wurde der 956 zum 962 weiterentwickelt. Sein Sechszylinder Turbomotor war wassergekühlt und leistete mehr als 700 PS. Anders beim 962 IMSA, ein regelkonformer, modifizierter 956, dessen Antrieb aus einem luftgekühlten 2.8-Liter-Motor mit einem großen Turbolader und einfacher Zündung bestand. Er kam in der IMSA GTP Meisterschaft in den USA zum Einsatz. Der fünfte Prototyp, ein 962 C startete 1987 bei allen fünf Supercup-Rennen und sicherte sich erneut die Meisterschaft.

Historische Polizei-Sonderfahrzeuge mit besonderer Fahrkultur
Nicht allzu wörtlich durfte der Messe-Slogan „Weltgrößte Messe für Fahrkultur“ auf dem Stand der historischen Polizei-Sonderfahrzeuge genommen werden. Hier wurden selten gezeigte Spezialfahrzeuge präsentiert, wie ein Gefangenenkraftwagen, in dem manch randalierender Fußballfan das Ende seines Fußballspiels nur hören konnte. Oder der gepanzerte SW4, der zu RAF-Zeiten regelmäßig im Bereich der Vollzugsanstalt Stuttgart Stammheim zu sehen war. Das seltenste Exponat dieser Sonderschau war allerdings ein TM170 „Radpanzer“, der zum geschützten Transport von Personen und Material, sowie zur Räumung von Hindernissen bei Katastropheneinsätzen, gewalttätigen Demonstrationen oder Amok-Lagen zum Einsatz kam. Insgesamt war deren Einsatzzweck nicht gerade eine Frage der Fahrkultur…