Das Bemühen der FIL um Recht und Moral

Nachdem die FIL-Exekutive am 02.03. praktisch den Russischen Rodelverband (Sportler, Trainer und Funktionäre) von allen FIL-Aktivitäten als Konsequenz des Krieges von Russland gegen die Ukraine ausgeschlossen hatte, sind diese Maßnahmen durch ein Urteil des FIL-Schiedsgerichts vom 07.04. wieder kassiert und aus Rechtsgründen aufgehoben worden.  

Basis dieses Urteils war wohl die Olympische Charta, in der es im §6 heißt, dass jede Form von Diskriminierung eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen mit der Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung unvereinbar ist. Damit hat Russland ohne Zweifel einen ersten Sieg errungen, was die internationalen Sanktionen im Sport aufgrund der Ukraine-Invasion Russlands betrifft. Mit diesem „ersten Sieg über sportpolitischen Entscheidungen“ hofft nicht nur der russische Rodelverband, dass dieses Urteil präjudizierende Wirkung hat und auf alle (Winter-)Sportverbände Anwendung finden wird, obwohl Russland schon eine ganze Reihe an Gerichtsverfahren verloren hat, bei denen es um die Prüfung der Rechtmäßigkeit von vergleichbaren Sanktionen ging. 

Letzte Wort noch nicht gesprochen
Und trotzdem scheint das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen zu sein, da die FIL-Exekutive überprüfen lässt, ob tatsächlich derzeit keine wie immer gearteten Sanktionen gegen den Russischen Rennrodelverband aus Gründen der in den FIL-Statuten verankerten „politischen Neutralität“ rechtlich zulässig sind. Die Mitglieder der FIL-Exekutive, aber auch die Mehrheit der Mitgliedsverbände der FIL können und wollen sich bezüglich des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine nicht neutral verhalten. Auch im Wissen, dass die Maßnahmen gegen den Russischen Rennrodel-Verband aus Rechtsgründen aufgehoben worden sind, steht die FIL-Exekutive nach wie vor vollinhaltlich zu den am 02.03.2022 bis auf Widerruf beschlossenen Maßnahmen, nämlich:

•    Die FIL-Exekutive verurteilt in schärfster Weise die Invasion der Ukraine durch Russland und Weißrussland
•    Russland ist nicht berechtigt, von der FIL genehmigte Veranstaltungen auszurichten
•    Alle russischen Athleten, Trainer und Offiziellen sind von allen von der FIL genehmigten Veranstaltungen ausgeschlossen
•    Von der FIL-Exekutive berufene russische Vertreter in verschiedenen Kommissionen und Arbeitsgruppen werden von ihren Ämtern suspendiert

Die FIL-Führung wird gemeinsam mit dem FIL-Rechtsausschuss nach Möglichkeiten suchen, die durch das Schiedsurteil des FIL-Schiedsgerichts entstandene unbefriedigende Situation im Wege einer eventuellen Statutenänderung zu lösen, welche vom ordentlichen FIL-Kongress am 18. – 19.06.2022 im Riga/Lettland mittels 2/3-Mehrheit beschlossen werden müsste. Es sollte auch im internationalen Sport möglich sein, Sanktionen gegen Sportverbände und Verbandsangehörige eines Landes zu setzen, welches durch ein UNO-Gremium oder das IOC bestätigtes völkerrechtswidriges Verhalten an den Tag legt.

Nachsatz eines Zitats von Roman Repilov aus einer Meldung der größten russischen Nachrichtenagentur TASS: „Wie sehr Sie uns auch immer sabotieren oder anprangern, gibt es noch immer genügend schlaue Menschen, die objektiv und mit kühlem Kopf die „aktuellen zwischenstaatlichen Beziehungen“ beurteilen. So hoffe ich doch, dass wir weiterhin unsere Wettkämpfe austragen können. Und falls das nicht möglich sein sollte, wird uns das nicht sehr belasten, da wir einen Alternativplan haben, was wir dann machen werden“. 

Eine Distanzierung von Putin und seinem barbarischen Krieg sieht anders aus.

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