Hitzeschlacht über fast 900 Kilometer im letzten Paradies

Heiß, faszinierend und bestens organisiert – die 18. Ennstal-Classic hat sich über drei Tage nicht nur von ihrer besten, ihrer sonnigsten Seite gezeigt, sondern aufs Neue ihre Vielseitigkeit und ihren hohen sportlichen Anspruch unter Beweis gestellt. Prominent besetzt, ihrer langen Tradition gerecht werdend, ist und bleibt sie eines der Highlights im Wettbewerb der führenden Klassik-Veranstaltungen.

 

Dass das Leben, respektive das Fahren auch im Paradies anstrengend sein kann, mussten die Teilnehmer bereits bei der ersten Sonderprüfung auf den Stoderzinken am ersten Tages erfahren, als sie bei weit über zwanzig Grad am frühen Morgen in ihren Fahrzeugen auf den Start warteten. Ein wenig Milderung gab es dann beim Anstieg auf die fast 2.000 Meter hohe Zielankunft, zum 1.845 Meter hoch gelegenen Steinerhaus. Jeder Bergsteiger kennt die 100:½ -Formel, die besagt, dass die Temperatur um ein halbes Grad je 100 Höhenmeter abnimmt. Damit waren am Steinerhaus sechs Grad weniger zu erwarten. Eine Lächerlichkeit, bei gefühlten 30 Grad Außentemperatur und bis zu 80 Grad Celcius in den Fahrzeugen. Die elf Kilometer lange Anstiegsroute mit durchschnittlich neun Prozent Steigung sorgte für weitere heiße Innentemperaturen der Klassiker. 

 

Mit besonders erschwerten Bedingungen hatten die Teilnehmer mit den Startnummern 80 plus zu kämpfen, da sie weitere 35 Minuten infolge eines Rettungseinsatzes mit ihrer Auffahrt warten mussten. Ein Pilot, dem kochendes Kühlwasser ins Gesicht gespritzt war, musste zur Notversorgung ins Tal gefahren werden. „Mit unserer Startnummer 89 hatten wir Pech, da wir knapp zu denen gehörten, die vor der Zwangspause nicht starten zur Sonderprüfung konnten,“beschreibt Carsten Ohlinger, Fahrer des von Mechatronik eingesetzten Mercedes-Benz 300 SLS. „Doch glücklicherweise konnten wir in einem schattigen Waldstück warten, was die Hitze etwas milderte.“
Am frühen Nachmittag ging es dann vom Stoder auf die 300 Kilometer lange Rundfahrt durchs Enns- und Murrtal, den Radstätter Tauern, der Nockalm und der Turacher Höhe. Der Sölkpass brachte dann das in Übermaß, was sich alle Teilnehmer wünschten – nur nicht in diesem Ausmaß: eine Abkühlung von oben. „Gesehen haben wir nichts mehr,“so Michael Lenhardt, Co-Pilot des MB 300 SLS. „Um aus der Gischt der Vorderleute zu kommen, musste Carsten praktisch im Blindflug überholen, wo es ging.“ 

 

Noch härter traf es das zweite von Mechatronik eingesetzte Fahrzeug. Die Benzinpumpe ihres wunderschönen Mercedes-Benz 500 KA streikte endgültig beim Anstieg auf den Sölkpass. „Wann immer wir bergauf fuhren, bekam unser Achtzylinder keinen Sprit mehr,“erklärte Pilot Michael Betz. „An ein Weiterfahren war nicht mehr zu denken.“Doch nach dem Motto „aufgeben werden bei uns nur Briefe“ wurde das Fahrzeug abgeschleppt, der Tank gereinigt und der Kompressor aus dem Jahr 1936 wieder für den Samstageinsatz flott gemacht. Unter freiem Himmel bei gefühlten 40 Grad Celsius. 

 

Damit konnten am Freitag von den beiden Mechatronik-Fahrzeugen nur Carsten Ohlinger/Michael Lenhardt zum 509 Kilometer Orange-Marathon von Gröbming nach Schladming antreten. Wieder ging es – in die andere Richtung – über den Sölkpass Richtung Steyr zur 20- Minuten-Mittagspause, dann über Bad Aussee, Bad Ischgl zur Zieleinfahrt nach Schladming. Eine weitere Hitzeschlacht, dieses Mal ohne Wolkenbruch.

 

Der Samstag war neben dem Finale der Ennstal-Classic dem Promifaktor geschuldet. 17.000 Zuschauer freuten sich über Rennfahrer wie Sebastian Vettel im Porsche-Formel 1-Rennwagen aus dem Jahr 1962, David Coulthard in einem 800 PS starken Toyota Camry, Gerhard Berger im gelben Porsche 917/10 TC aus dem Jahr 1972 oder Rennlegenden wie Stirling Moss im Maserati 450 S. Derek Bell pilotierte einen Porsche 936 und Maria Teresa de Filipis präsentierte sich im Maserati 250F mit dem akustisch betörenden V12-Motor. Sie alle fuhren in ihren historischen Rennboliden einige Showrunden um Gröbminger Stadtkurs. 

 

Einen kleinen persönlichen Sieg konnten Michael Betz und Talha Koc für sich verbuchen, die es tatsächlich schafften, ihren Mercedes-Benz 500 KA rechtzeitig zum Finaleinsatz am Samstag wieder zum Laufen zu bringen, auch Berg aufwärts. 

 

„Eine exzellente Veranstaltung mit einer sensationeller Fahrzeugbesetzung,“bringt Carsten Ohlinger von Mechatronik sein Resumee auf den Punkt. „gerne würden wir wiederkommen“