Kaminabend: Neue Fraunhofer-Methode zur Entwicklung einer Flexibilitätsstrategie vorgestellt

Wie kann ein Unternehmen bei volatilen Konjunkturverläufen der wachsenden Bedeutung von Flexibilität und Produktivität in der Produktion gerecht werden? Fraunhofer Austria präsentierte bei ihrem letzten Kaminabend 2010 ein Konzept für Unternehmen zur Erarbeitung der richtigen Flexibilitätsstrategie.

 

Die starken Nachfrageschwankungen der letzten Jahre haben viele Unternehmen an die Grenze ihrer Flexibilität gebracht. Aktuelle Trends zeigen eine weiter zunehmende Volatilität der Märkte. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Kürzer werdende Produkt- und Technologielebenszyklen verstärken zusätzlich den Effekt der Nachfrageschwankungen. Dabei sind kleinere Unternehmen durch den größeren Wettbewerbsdruck und ihrer geringeren Marktmacht Schwankungen stärker ausgesetzt und sollten ein aktives Flexibilitätsmanagement betreiben um den prognostizierten Anforderungen des Marktes zu optimalen Kosten gerecht werden zu können.

 

Mit Fraunhofer-Methode zur mehr Flexibilität
Bei seinem letzten Kaminabend in diesem Jahr hat Fraunhofer Austria ein Konzept zur Erarbeitung der richtigen Flexibilitätsstrategie vorgestellt, das Unternehmen ermöglicht, ohne Produktivitätsverlust auf Auftragsschwankungen zu reagieren. Dabei handelt es sich um ein siebenstufiges Verfahren zur Identifikation von Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten. Im ersten Schritt werden die Bedarfsschwankungen, die das Produktionssystem treffen könnten, prognostiziert, dargestellt und analysiert. In der zweiten und dritten Stufe geht es um die Identifikation, die Bewertung und Analyse im Unternehmen vorhandener Flexibilisierungsinstrumente. In dieser Phase werden konkret die Reaktionsmöglichkeiten auf Nachfrageschwankungen überprüft und in der vierten Stufe die tatsächliche Flexibilität des Produktionssystems dargestellt. Die Stufen fünf und sechs setzen sich schließlich mit seinen Schwachstellen und möglichen Beseitigungsmaßnahmen auseinander. Schwachstellen können dabei sowohl in der Reaktionsgeschwindigkeit, als auch in der Gesamtkapazität liegen. In der letzten Stufe kommen dann Strategien zum Einsatz, um die Produktion an kurz-, mittel- und langfristige Schwankungen anzupassen. Es wird also die Frage geklärt, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt zu ergreifen sind, um die Produktion an die Nachfrageschwankungen anzupassen.

 

Kaminabend zeigt interessante Praxisbeispiele
Zwei interessante Praxisbeispiele zeigten den Teilnehmern des Fraunhofer-Kaminabends, wie unterschiedlich sich Unternehmen mit der Flexibilisierung ihrer Betriebe auseinandersetzen. Die Melecs Holding GmbH, Entwickler und Hersteller elektronischer, mechanischer und elektromechanischer Geräte und Systeme arbeitet auf der Basis eines grundlegenden Schichtmodells nach sehr differenzierten Schichtmodellen in den einzelnen Produktionsbereichen. „Zunächst setzen wir auf das Potenzial unserer Mitarbeiter zur Bewältigung der Herausforderungen der Märkte“, erklärt DI Willi Mrkonjic, Werksleiter von Melecs in Siegendorf. „Dazu schaffen wir die notwendigen Rahmenbedingungen für selbstständiges, unternehmerisches Handeln, um schließlich die erforderliche Flexibilität bei Auftragsschwankungen unter Wahrung der notwendigen Produktivität sicherzustellen“

 

Ein ganz eigenes Lösungsmodell zur Flexibilisierung musste das Vorarlberger Familienunternehmen und Europa-Marktführer für professionelle Beleuchtung, die Zumtobel Group in den letzten Jahren entwickeln. Das Unternehmen sieht sich mit monatlichen Schwankungen im Dornbirner Werk von bis zu 25 Prozent und in manchen Produktgruppen von bis zu 50 Prozent konfrontiert. „Eine Fertigungsglättung ist aufgrund des großen Platzbedarfs der Leuchten kaum möglich“, erklärt Dipl.- BW Ing. Thomas Bischof, Werksleiter der Zumtobel Lighting GmbH in Dornbirn in seinem Vortrag. „Diesen, vom Markt diktierten Voraussetzungen, können wir nur mit der Unterstützung unserer Mitarbeiter begegnen. Mit einem hoch flexiblen Arbeitszeitmodell, verbunden mit einem speziell eingerichteten Personalpool von Leasingmitarbeitern sind wir in der Lage, eine Lieferzeit von unter dreißig Tagen zu garantieren“.

 

Forschungstransfer in die Praxis
Fraunhofer Austria beteiligt sich derzeit aktiv an Forschungsprojekten zu Flexibilisierungs- und Optimierungsansätzen in der Planung. Und nicht nur das. „Wir bearbeiten dieses Thema aktiv nicht nur in Forschungsprojekten wie A ProPerPlan (integrierte Planung von Produktion und Personal) oder HarmoPlan (harmonisierte Planung von Vertrieb, Beschaffung und Produktion)“, so DI Christian Morawetz, Projektleiter bei Fraunhofer Austria und tätig in den Bereichen Fabrikplanung und Produktionsoptimierung, „sondern entwickeln darüber hinaus mit österreichischen Unternehmen verstärkt Methoden zur Erhöhung, Gestaltung und Bewertung der Flexibilität auf verschiedenen Betrachtungsebenen“.