Elektromobilität – Quo vadis?

Wenige Entwicklungsthemen sind so komplex und umfassend, wie das der  „Elektromobilität". Und für kaum ein Forschungsthema der letzten Jahrzehnte waren die Fördertöpfe so prall gefüllt. Besonders im Geburtsland des Automobils wird mit extrem hohem Aufwand an einer praktikablen Entwicklung für Elektrofahrzeuge geforscht. Wann es allerdings die ersten industriell umsetzbaren und für alle Märkte geeigneten Lösungen geben wird, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Doch profitieren wird die Industrie vom Wirtschaftsfaktor „Elektromobilität“ allemal. 

 

Um es vorweg zu nehmen: langfristig gehört der Elektromobilität die Zukunft. Dabei muss allerdings sichergestellt sein, dass die ökologische Gesamtbilanz stimmt und alle E-Fahrzeuge mit regenerativ erzeugtem Strom betrieben werden können. Alles andere, wie die Hybridisierung sind lediglich Zwischenschritte auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität. Wichtig ist, dass der technologische Fortschritt auf allen Feldern genutzt wird, sowohl hinsichtlich der Fahrzeugkonzepte, der Energieerzeugung, -verteilung und -umsetzung, wie auch der Energiespeichertechnik. Und gerade weil das Thema „Elektromobilität“ so komplex ist, wird in den nächsten Jahren noch der klassische Verbrennungsmotor dominieren. Hier sind kurzfristig auf der Verbrauchs- und Emissionsseite die deutlichsten Fortschritte zu erzielen. Da die batteriebetriebenen Fahrzeuge absehbar in ihrer Reichweite beschränkt sein werden, wird das reine Elektroauto sein Einsatzgebiet in erster Linie in urbanen Regionen finden. Der Verbrennungsmotor bleibt damit auf überschaubare Zeit und unter Annahme eines globalen Maßstabs die zentrale Antriebsquelle.

 

Herausforderungen mit unterschiedlichen Lösungsansätzen
Die aktuellen Herausforderungen beginnen mit dem Widerspruch „Strom sparen – aber Stromautos entwickeln. Daher muss der Strom idealerweise aus regenerativen Energiequellen kommen. Erst dann ist Elektromobilität tatsächlich nachhaltig. Doch die größte technische Herausforderung der Elektromobilität ist ein leistungsfähiges, kompaktes, sicheres und schließlich auch preisgünstiges Energiespeichersystem zu entwickeln. Aktuell sind die Batterien mit vierzig Prozent der Herstellungskosten das teuerste Teilsystem der Elektrofahrzeuge. 


Die Fahrzeugindustrie relativiert
Doch wie sehen die Automobilhersteller die Zukunft der Mobilität? Für Daimler-Forschungsvorstand Dr. Thomas Weber ist Mobilität nicht nur Auto, hat aber unheimlich viel mit Auto zu tun. „So haben wir die Vision vom emissionsfreien Fahren und sind derzeit dabei unsere Konzepte über eine roadmap auch umzusetzen. Die nächsten, für uns wichtigen Schritte, sind die Visionen vom unfallfreien und autonomen Fahren“. Für ihn ist die Aussage „alte Technologie der Verbrennungsmotoren“ völlig falsch, da der Verbrennungsmotor heute so effizient ist wie noch nie. Darüber hinaus muss nach seiner Ansicht das Basisauto total auf Effizienz getrimmt werden (Luftwiderstand, Rollwiderstand, Down sizing, etc.). „Unsere Roadmap heißt effiziente Basiskonzepte mit einem Verbrennungsmotor, die Hybridisierung als den zweiten Schritt und dann die neuen Technologien, an denen wir schon heute arbeiten, mit Batterie oder Brennstoffzelle“, so Weber. „Ein langer Weg, aber ein Anfang ist gemacht“.

 

Bei Porsche muss auch oder gerade bei der „neuen“ Mobilität Fahrspaß und Fahrperformance im Vordergrund stehen. „Mit unserem Panamera S E-Hybrid plug-in und dem neuen Porsche 918 Spyder haben wir gezeigt“, so Porsche-Forschungsvorstand Wolfgang Hatz, „wie wir uns die Mobilität der Zukunft vorstellen. Diese Fahrzeuge beweisen, dass auch ein Sportwagen trotz hoher Fahrleistung mit geringsten Emissionen oder sogar emissionsfrei fahren kann“. 

Doch bei aller Diskussion darf nicht vergessen werden, dass es nicht um die Antriebstechniken an sich geht, sondern um die dringende Notwendigkeit einer Reduktion der Treibhausgase. Verbunden mit der Einsicht in die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe und der zentralen Frage, wie können wir am besten mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen, einschließlich der Energieträger haushalten. 

 

Elektromobilität als Wirtschaftsfaktor
Durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und durch umfangreiche Aktivitäten im Bereich Elektromobilität werden sich die Varianten im Automobilbau massiv erhöhen. Dies führt zu einer Veränderung der Produktion, da statt Großserien- eine Kleinserienproduktion oftmals parallel dazu verschiedene Produktions- oder Produkttechnologien beherrscht werden müssen. Eine Fraunhofer Marktanalyse hat gezeigt, dass die Marktentwicklung der Elektromobilität als alternative Antriebsart besonders stark vom Verhalten der beteiligten Akteure abhängt. Zu groß sind aktuell noch ihre ungeklärten technischen Probleme. Klar ist aber, dass die Elektromobilität weitreichende Einschnitte für die Automobilindustrie bringt. Sie wird durch eine zwingend notwendige Umverteilung des Know-hows neue Player hervorbringen, und ihre geänderten qualitativen Anforderungen werden sich auf den Arbeitsmarkt verstärkt auswirken.