Südtirol Classic Schenna „Golden Edition“ - Ein Geheimtipp für Classic-Freunde

Hoch über dem Sellajoch in den Dolomiten

Zum siebten Mal fand dieses Jahr die Herbstausgabe der Südtirol Classic Schenna, die „Golden Edition“ statt. Ein Genuss- und Geheimtipp für Classic-Freunde ohne Stoppuhr. Berge, Pässe, Kulturlandschaften und Essen - Südtirol von seiner besten und farbenprächtigsten Seite! 

 

Es gibt wohl wenige Veranstaltungen im Classic-Kalender mit so familiärem Charakter wie die Herbstausgabe der Südtirol Classic Schenna. Eine bewusst klein gehaltene Teilnehmerzahl ermöglicht dem Veranstalter die „Golden Edition“ sehr persönlich und individuell zu gestalten. „Mit weniger als zwanzig Fahrzeugen können auch kleinere, idyllische und weit abgelegene Plätze hoch oben über den Südtiroler Tälern angefahren werden“, erklärt Franz Innerhofer, Direktor des Tourismusvereins Schenna und Leiter der Südtirol Classic die „Schenna-Strategie“. Wie auch bei ihrer siebten Auflage, als allein am ersten Tag der Dolomitenrunde mit dem Nigerpass (1.688m), dem Karerpass (1.745m), dem Sellajoch (2.214m) und dem Panider Sattel (1.437m) vier Passstraßen erklommen wurden. „Eine grandiose Tour hier herauf auf das Sellajoch“, war der aus Stuttgart mit seinem Mercedes 300S Roadster angereiste Hermann Seibold bei der Mittagsrast sichtlich begeistert. „Ich liebe die Berge, die Pässe und die wunderschöne Südtiroler Landschaft. Und jetzt hier oben, bei strahlendem Sonnenschein, der Blick auf den über 3000m hohen Langkofel – einfach grandios“.  Und ein bisschen Glück war auch dabei: waren doch für diesen Tag „… feuchte Luftmassen an der Alpensüdseite mit Wolken, Nebel und Regenschauer…“ angesagt.

 

Drei Tage – drei Fahrrouten mit eigenem Charakter
Nach der etwas anstrengenden, über 200 Kilometer langen „Dolomitenrunde“ des ersten Tages, war am zweiten Tag für die Teilnehmer auf der „Meraner-Land-Runde“ relaxen angesagt. Ein bisschen Fahren, Cruisen ohne Rallyestress. Aber vor allen Dingen Südtirol erleben und genießen. Von Schenna, über Meran, dem Etschtal entlang, ging es nach Bad Egart, dem ältesten Heilbad Tirols, in dem sich heute das Kuriositätenmuseum „Onkel Taa“ befindet. Nach dem Museumsbesuch und einer Kaffeepause stand wieder Bergfahren auf dem Programm. Auf einer bis zu 15% steilen Serpentinenstrecke ging es hinauf zur 800 Metern über dem Etschtal thronenden Albergo „Aschbacherhof“. Und wieder - wie am Vortag - ein sensationeller Blick durch das Etschtal ins Vinschgautal. Ein Vergnügen besonders im Herbst, bei klarer Luft und bester Fernsicht. Die Rückfahrt nach Schenna konnten die Teilnehmer individuell gestalten, um dann abends beim Kastelruther-Spatzen-Fest den Tag ausklingen zu lassen.

 

Am dritten Tag ging es zunächst auf der „Panoramarunde“ von Schenna über Hafling nach Jenesien. Eine Strecke, die vielfach durch wunderschön gefärbte Lärchenwälder führte. Die aber auch immer wieder den Blick auf den Rosengarten freigab. Weiter über Bozen, dem Eggental in Richtung Deutschnofen und schließlich über eine aussichtsreiche Hochebene nach Altrei, der südlichsten Gemeinde Südtirols, wo im Kürbishof wieder Schlemmen angesagt war. Zurück fuhren die Teilnehmer über Auer, dem sogenannten „Kojotenpass“ am Kalterer See vorbei nach Bozen und Schenna, über die  Südtiroler Weinstraße. „Ich denke, dass wir gerade mit unserer Tourenauswahl zeigen konnten, dass es uns in erster Linie um eine Genusstour mit gemütlichen Ausfahrten geht“, so Tanja Egger vom Organisationsteam. „Dabei verzichteten wir bewusst auf Zeitprüfungen und Gleichmäßigkeitsfahrten, damit unsere Teilnehmer die Schönheit Südtirols in ihrer ganzen herbstlichen Pracht – ohne Ablenkung durch Roadbooks und Stoppuhren genießen konnten“.

 

Schwäbisch als erste „Fremdsprache“
„Nein es war eher ein Zufall, dass so viele Classic-Freunde vom Stuttgarter Mercedes Veteranen Club (MVC) in Schenna vertreten waren“, versicherte MVC-Mitglied Hermann Seibold. Kaum zu glauben, da doch jeder dritte Teilnehmer der Golden Edition 2014 aus dem Schwäbischen angereist war. „Klar doch, dass wir bei uns im MVC immer wieder begeistert von dieser Ausfahrt gesprochen haben“, so der Remsecker Dieter Schaarschmidt. „Doch das erste Mal habe ich bereits vor vier Jahren teilgenommen. Damals wollte ich einfach auch einmal im Herbst fahren und interessierte mich vor allen Dingen für das Törggelen“. Angereist war er mit seinem weiß/braunen Mercedes Ponton Cabriolet 220S, Baujahr 1957. „Ein durch und durch schwäbisches Auto“, wie Schaarschmidt stolz berichtete. „Gekauft habe ich dieses „schwäbische Auto“ von einem schwäbischen Unternehmer auf der schwäbischen Alb in Albstadt, aus erster Hand und das vor acht Jahren“. 

 

Anreisen mit Hindernissen
Dass bei Classic-Ausfahrten häufig schon der Anfahrtsweg das Ziel ist, ist für zwei Teilnehmern schnell wieder ins Bewusstsein gerückt worden. Der Düsseldorfer Dirk Kolvenbach kam mit seinem Porsche Targa 911S bis zum Berg-Isel-Tunnel bei Innsbruck, wo er sich plötzlich mit dem Problem einer ausgeschlagenen Buchse im Lenkgetriebe konfrontiert sah. Da sich dadurch das Lenkrad frei nach oben und unten verstellen ließ, bestand die Gefahr, dass die Lenkung blockieren könnte. So fuhr er mit einem Mietwagen weiter nach Schenna, um dann zwei Tage später seinen Porsche repariert in Innsbruck wieder abzuholen. Er wollte doch wenigstens am letzten Tag in seinem geliebten Oldtimer mitfahren können. „Die Porsche-Mechaniker in Innsbruck haben tolle Arbeit geleistet, sonst wär das so schnell nicht möglich gewesen. Wie sie die Ersatzteile über Nacht beschaffen konnten ist mir bis heute ein Rätsel“, war Kolvenbach über den Service hoch erfreut.

 

Etwas schneller ging die Reparatur am Mercedes Ponton Cabriolet von Dieter Schaarschmidt. Sein Mercedes blieb bereits nach 70 km mit einem Plattfuß auf der A8 am engen Albaufstieg liegen und verursachte einen acht Kilometer langen Stau. „Ich überholte gerade einen Lkw, als mein Mercedes ins Schlingern kam. Doch schaffte ich es gerade noch, auf die rechte Spur zu kommen und das Fahrzeug zum Stehen zu bringen“. Mit Hilfe des ADAC konnte er allerdings bereits einige Stunden später seine Fahrt nach Schenna fortsetzen.

 

Erst gar nicht antreten konnte Ralf Göbel mit seinem Lincoln L Tonneau-Cowl Sport Phaeton by Locke, Baujahr 1929. Der älteste bei der Südtirol Classic Schenna angemeldete Oldtimer musste mit Ölproblemen in der Garage bleiben. Doch seine Alternative war auch nicht schlecht: ein Jaguar E-Type mit 260 PS, Baujahr 1969 und natürlich in racing green. Ihn hatte er auf dem Hänger von Siegen bis zum Tegernsee gebracht, wo er in seinen E-Type umstieg, um über den Achensee, Innsbruck und dem Jaufenpass nach Schenna zu fahren. „Selbstverständlich offen – trotz Regen und Nebel. Ist doch Ehrensache“, wie er augenzwinkernd hinzufügte!

 

Südtirol Classic Schenna mit großer Tradition
In Schenna haben Classic-Ausfahrten durch die Südtiroler Region eine lange Tradition. Bereits 1985 fand die erste Südtirol Classic Schenna statt. Sie ist damit eine der ältesten Veranstaltung ihrer Art. Die „Herbstausfahrt“ steht seit 2007 auf dem Programm.