Automobilindustrie erobert Technikmesse in Las Vegas

Bei der Computer Electronics Show (CES) in Las Vegas geht es vom 06. bis 09. Januar außer um Tablets, Computer und TV vor allem um Autos. Eine Messe, die sich seit dem letzten Jahr im Kalender nicht nur der Autofreaks fest etabliert hat. Das birgt für die deutschen Automobilhersteller enorme Chancen aber auch Gefahren. 

 

An sich macht den deutschen Ingenieuren beim Bau von Autos keiner was vor. Fahrfreude, Kraft, Verarbeitung, Design. Das können sie. Das Dumme ist nur, dass es darauf nicht mehr so sehr ankommt. Die kommende Generation von Käufern fragt nicht, wie schnell ein Auto von Null auf Hundert zieht, sondern sie fragen, was dieses Auto für sie erledigt. Steuern, Navigieren, Staus ausweichen und Gefahren meistern, alles automatisch. Oder mit anderen Worten: wie intelligent ist das Auto oder besser dieser Computer auf Räder. Und da nutzen dann 100 Jahre Autoschmiede nichts mehr. Der Vorsprung muss neu erobert werden.

 

Weltpremiere des Mercedes-Benz F015 Luxery in Motion
Auf dem Strip durch Las Vegas fährt die Zukunft durch die Nacht. Die passende Kulisse für einen Mercedes der weniger Wagen ist, als Versprechen. Hier sitzt noch jemand hinter dem Steuer, doch der Prototyp könnte nicht nur ganz alleine fahren, sondern einiges mehr. „Gesteuert wird der F 015 von Sensoren, die die Umgebung 360° Grad überwachen und genau erkennen was im Umfeld passiert“, erklärt Daimler-Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Thomas Weber. „Natürlich würden sie sofort reagieren, wenn zum Beispiel ein Fußgänger auf die Fahrbahn will und würden ihm durch Kommunikation helfen, an welcher Stelle er bequem die Straße überqueren könnte. Das Auto der Zukunft kommuniziert also mit seiner Umgebung“. 

 

Von Innen sieht der F 015 aus wie eine Mischung aus Raumschiff und Zugabteil und „ist damit ein Auto, das den Menschen Zeit und Raum zurückgeben soll“, so die Philosophie seiner Entwickler.  „Schon vor zwei Jahren haben wir mit dem S 500 INTELLIGENT DRIVE auf der historischen Bertha-Benz-Route in normalem Überlandverkehr gezeigt, dass wir die Technologie für autonomes Fahren beherrschen“, erklärt der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dr. Dieter Zetsche. „ Wir haben einen genauen Plan, wie wir von der grundsätzlichen technischen Machbarkeit zur kommerziellen Umsetzbarkeit kommen wollen. Der F 015 zeigt, wohin uns dieser Weg führen kann.“ Das Mitdenken, so scheint es, wird den Menschen immer mehr abgenommen. „In zwanzig Jahren werden Fahrzeuge, wie das unsere, das Straßenbild prägen“, sind daher die Entwickler bei Mercedes überzeugt.

 

AUDIs Next Chapter: Konzentration auf das Fahrzeuginnere
Audi präsentiert ein ganzes Feuerwerk an neuen Technologien. Dazu gehören ein Vierkern-Prozessor, der in jeder Sekunde acht Milliarden Rechenoperationen abarbeiten kann, ein virtueller Drehzahlmesser, dessen  Nadel pro Sekunde 60-mal neu berechnet wird, um absolut flüssig hoch zu laufen, ein 3D-Klang, der einem Konzertsaal gleicht und von jeder Richtung zu kommen scheint, ein Audi tablet als Multimedia-Zentrale bis hin zur einfachen, drahtlosen Kommunikation zwischen den eigenen mobile Devices mit dem Auto. Dabei kommt der Komfort nicht zu kurz, das pilotierte Parken und die innovative Audi wireless charging (AWC)-Technologie bereiten den Weg für die Elektromobilität. Ein Laser-Scheinwerfer, der mehrere 100 Meter weit strahlt und ein Auto, das mit 240 km/h ohne Fahrer um die Rennstrecke von Hockenheim fährt. Audi scheint auf allen Technikfeldern der Elektronik und der Elektrik eine treibende Kraft spielen zu wollen. „Digitalisierung und Vernetzung auf allen Feldern sind die Megatrends der Gegenwart“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Hackenberg, Vorstand für Technische Entwicklung der AUDI AG. „Das Auto wird zum „mobile device“ auf vier Rädern. Connectivity ist der Schlüssel für die Zukunft und ein entscheidendes Feld unserer Entwicklungsarbeit.“


BMW: Parken per Smartwatch und neue Cloud Services
BMW zeigt auf der CES ein Konzeptfahrzeug mit besonders hell leuchtender Laserlicht-Technologie, die mit Kameras, Sensoren und Assistenzsystemen vernetzt ist. „Diese Verknüpfung soll in Zukunft neue Funktionen ermöglichen“, verspricht BMW. Außerdem führen die Bayern ein Forschungsfahrzeug ihres Elektroautos i3 vor, das ohne Fahrer in einem Parkhaus im Nightrider-Stil einen freien Platz finden und dort einparken kann. Wer es eilig hat hüpft einfach heraus, den Rest erledigt das Auto. Das selbständige Parken lässt sich über eine Smartwatch aktivieren. Ein verbessertes System zur Vermeidung von Kollisionen haben die Bayern ebenfalls im Gepäck. Auch neue Cloud Services präsentiert BMW in Las Vegas: Apps für BMW-Fahrzeuge lassen sich nun auch in den USA über den heimischen Rechner buchen und stehen wenige Minuten später im Auto zur Verfügung.

 

Doch bei aller Technik-Begeisterung, stellt sich die Frage, ob sich all diese Neuerungen auch tatsächlich zur Marktreife führen lassen? Und die Chancen dazu stehen zumindest für die deutschen Automobilhersteller nicht schlecht. Haben sie doch den natürlichen Vorteil, dass sie im Luxussegment stark vertreten sind. Traditionell werden neue Technologien zunächst im Oberklassensegment eingebaut, weil sie sehr teuer sind und sich erst später über das Volumen in andere Fahrzeuge bringen lassen. 

 

Die Computer Electronics Show in Las Vegas ist eine der größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik und findet seit 1998 jährlich statt. Ihre Geburtsstunde hatte sie 1967 in New York, als Ableger der Chicago Music Show. Nahezu alle neuen Geräte der Unterhaltungsindustrie, wie der Videorecorder, Laserdisks, der Camcorder, die DVD bis hin zum Plasma-TV, HD Fernsehen und Laser –TV hatten hier ihre Weltpremieren. Jetzt ist es der Automobilindustrie gelungen, zur Top-Story der Messe zu werden und hat damit bewiesen, dass sie auch beim Klientel der Elektronik-Industrie Begeisterung hervorrufen kann.