Chopard Racecar-Trophy 2015 - Historischer Motorsport at it’s best

Historischen Motorsport hören, riechen und genießen. Ob am Red Bull-Ring, die abgesperrte Tauplitz-Alpenstraße hinauf oder auf dem Flugfeld vom Flugplatz Niederöblarn. Ein 45-Wagen Startfeld bietet in der Chopard Racecar-Trophy in Sachen Motorsport Emotionen pur – mehr geht fast nicht. Der Schwester-Event zur Ennstal-Classic hat sich final etabliert.

 

Gröbming. Nein, die Chopard Racecar-Trophy 2015 war definitiv nichts für Weicheier oder Warmduscher.  Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ein atemberaubendes, tolles Erlebnis. Gnadenlos brannte die Sonne mit weit über 30 Grad auf die zum Teil legendären Boliden und sorgte in den Fahrzeugen nicht selten für Temperaturen von über 50-60 Grad Celsius. Gestartet wurde in so genannten drei Epochen, in der Epoche 1 für Monoposto Rennwagen bis 1983, in der Epoche 2 mit Rennsportwagen bis 1952 und in der Epoche drei für Rennsportwagen bis 1983. Insgesamt mussten vier Sonderprüfungen abgelegt werden: Die erste SP am Red Bull-Ring, die zweite SP auf der Tauplitzalm Alpenstraße, die dritte SP auf dem Flugplatz in Niederöblarn und die vierte SP von Moosheim nach Gröbming, dem CHOPARD Grand Prix.

 

Red Bull Ring - Auf der Suche nach der Ideallinie
Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung ging es auf dem Red Bull Ring in die erste Sonderprüfung. „Hier am Red Bull Ring konnten wir richtig blasen“, freute sich Klaus Ludwig, der zusammen mit seinem Partner Christian Jäger in einem Porsche 911 S/T Baujahr 1972 an den Start ging. Und in alter Racer-Manier und nicht im Sinne des Wettbewerbs ergänzte er  „… wollten wir nicht die wenigsten, sondern die meisten Punkte sammeln – es war richtig schön“. Und trotzdem war ihr Konzept voll aufgegangen. Immer Vollgas waren sie die Einzigen im gesamten Wettbewerb, die in den zwei Heats von je 15 Minuten 15 Runden auf der Grand-Prix-Strecke schafften. Und das Beste, da sie nahezu immer am Limit fuhren, sammelten sie wenige Strafpunkte und fuhren in der Gesamtwertung „Red Bull Ring“ auf den dritten Platz.  Nicht einmal die PS-starken McLaren konnten ihnen folgen, da sie nach zehn Runden immer noch die Ideallinie suchten.

 

Tauplitz-Alpenstraße – Racing in einer eignen Welt
Um Gleichmäßigkeit ging es bei der zweiten Sonderprüfung von Bad Mitterndorf zur Tauplitzalm hinauf. 8.967 Meter und 812 Höhenmeter waren die Eckdaten dieser Sonderprüfung, die in mindestens 10:45 Minuten bewältigt werden musste. Doch auch hier versuchte der eine oder andere in der Flucht nach vorn, gepaart mit jeder Menge Fahrspaß sein Heil zu finden. So war Andreas Kainer, der mit seinem Porsche 356 Speedster Typ 540, Baujahr 1954 die Tauplitzalm hinaufgefahren war, sichtlich begeistert: „Auf dieser wunderschönen Bergstrecke in faszinierender Natur kann man historischen Motorsport wirklich riechen und genießen. Wunderbar auch, dass die Bergstrecke gesperrt ist und du nicht auf den Gegenverkehr achten musst. Man kann die Kurven ganz innen nehmen und mit bestem Drift nach oben jagen“. Eine Philosophie, die ihn mit seiner Beifahrerin Alice Pollak immerhin den zwölften Platz im ersten und den dritten Platz im zweiten Lauf einbrachte. Und das in weniger als acht Minuten.

 

Eine ganz andere Fahr-Philosophie verfolgte offensichtlich Altrocker Peter Kraus, der in einem AC Ace Bristol, Baujahr 1959 gestartet war. Er schaffte beide Läufe in absoluter Bestzeit, sprich minimalster Abweichung von einmal einer Hundertstelsekunde und im zweiten Lauf von drei Hundertstelsekunden. Zweimal Platz „eins“. „Ich bin schon viele Male die Ennstal-Classic gefahren und bin dieses Jahr das erste Mal bei der Chopard Racecar-Trophy dabei“, so Kraus auf der Tauplitzalm. „Der Grund ist ein einfacher: Bei der Ennstal-Classic sitzt man fast nur im Auto, während man bei der Chopard Racecar-Trophy die Zeit hat, sich mit anderen Begeisterten gemütlich austauschen zu können“.

 

Flugplatz Niederöblarn – Die Sonne forderte ihren Tribut
Temperaturmäßig werden die Ennstal-Classic und die Chopard Racecar-Trophy 2015 wohl als eine der heißesten Veranstaltungen überhaupt in die Annalen eingehen. 42 Grad Außentemperatur zeigte das Thermometer an. Die tatsächliche Temperatur  auf dem Airfield dürfte ein Vielfaches betragen haben. Das waren für die Fahrer wie auch für die zahlreichen Zuschauer harte Rahmenbedingungen für die zwei Durchgänge, denen sich jeder Teilnehmer in der Gleichmäßigkeitssonderprüfung stellen musste. Zwar kollidierten im vierten Heat zwei Porsche 911, doch auch dieser Unfall verlief glücklicherweise genauso ohne Personenschäden, wie auch sonst keine Kreislaufkollapse bekannt wurden. Eben alles echte Racer. Ihren krönenden Abschluss fand die Chopard Racecar-Trophy beim Bergsprint Moosheim, ehe man sich in das Feld der Ennstal-Classic einreihte, um zusammen den Grand Prix von Gröbming zu bestreiten.

 

Das Ergebnis - Von neuen und alten Siegern
Die neuen Sieger der Chopard Racecar Trophy waren teilweise auch die alten: Alexander und Florian Deopito gewannen zum dritten Mal in Folge auf einem Lancia 037 Rallye die Epoche III (Sport- und GT-Wagen, Sport-Prototypen und Rallyeautos der Baujahre 1953 – 1983) mit 435 Strafpunkten. In der Epoche I (Monopsoto-Rennwagen bis Baujahr 1983) standen Thomas Matzelberger und Rudi Weiss am obersten Podestplatz. Sie sammelten mit ihrem Austro Vau 2.101 Strafpunkte. In der Epoche II siegten Florian und Marlene Kunz im spektakulären Morgan Threewheeler SS aus dem Jahr 1934 mit 665 Punkten.